Am ersten Wochenende nach den Sommerferien kommt der Röntgenplatz jährlich ins Vibrieren: Mitten im Kreis 5, im alten Industriequartier und neuen Trendviertel Zürichs, wird dann das älteste und grösste Zürcher Quartierfest gefeiert - 2003 zum 24. Mal. Das Röntgenplatzfest ist ein Fest der Begegnung. Ein Fest, an dem das ganze Quartier zusammensitzen kann: Junge und Alte, Alteingesessene und Neuzugezogene, jene die sonst in Szenebars Mojitos schlürfen, und jene, die normalerweise in ihrer Stammbeiz eine Stange kippen, FCZ- und GC-Fans, ja sogar Stadion-BefürworterInnen und -BekämpferInnen geniessen gemeinsam die einmalige Stimmung auf dem Festplatz.
Aus nah und fern
Im Industriequartier wohnen Menschen mit über hundert Nationalitäten; das Quartier ist ein «Schmelztigel», ein Ort, an dem die Migration Leute aus der ganzen Welt zusammenführt. Diesem Thema will das Röntgenplatzfest dieses Jahr nachgehen. Einerseits mit der Rede von Dragica Rajcic, der Schrifstellerin, die in Kroatien geboren wurde, in der Schweiz gelebt hat, nach Krotaien zurückgekehrt ist und vom Krieg wieder in die Schweiz getrieben worden ist. Andererseits mit der Musik: Das Musikprogramm führt auf internationale Musikreisen (Welt-Tour: Raï-X, Europa-Tour: Prekmurski Kavbojci), enthält eine gute Dosis deutschen Import-Bolschewismus (Bolschewistische Kurkapelle schwarz-rot) und last but not least Schweizer «Eigengewächse» (Pfannenstil Chammer Sexdeet, Fingerpoke), also eine absolut Kreis-5-typische Mischung.
Nach Bern
Vor einem Jahr hat SP-Kandidatin Regine Aeppli auf dem Röntgenplatz ihren Wahlkampf lanciert und heute sitzt sie im Zürcher Regierungsrat. Dieses Jahr steht Josef Estermann am Rednerpult auf dem Röntgenplatz und, ob der Auftritt dem alt Stadtpräsidenten und SP-Ständeratskandidaten ebenso viel Glück bringt wie Regine Aeppli, wird sich erst am Wahltag 19. Oktober zeigen. Ob er die zwar sicherlich mehrheitlich «linken», aber umso kritischeren Zuhörerinnen und Zuhörer am Quartierfest im dunkelroten Stadtkreis 5 für seinen Wahlkampf begeistern kann, zeigt sich bei seiner Rede am Freitag, 22. August, um 20.15 Uhr.
Für Kinder
Am Samstagnachmittag gehören der ganze Platz sowie die angrenzenden Strassen den Youngsters. Auch dieses Jahr werden ein Streetballturnier und viele andere Attraktionen für Kids und Jugendliche organisiert. Die junge Generation erobert erstmals auch am Abend die Bühne: Die «Rönggi-Girls», die Zürcher Rappstars der Zukunft, eröffnen am Freitagabend das Röntgenplatzfest damit der Platz auch dieses Jahr ins Vibrieren kommt.
Aysun, Anna und Rebecca sind Rapperinnen und gehen nebenbei in die vierte Primarklasse im Zürcher Kreis 5. Sie sind selbstbewusst («Wir tanzen viiiiel besser als die «No Angels»!», «So singen wie Britney Spears können wir schon lange.») und stehen am Röntgenplatzfest zum ersten Mal vor grossem Publikum auf der Bühne. Sie machen (bald) in der internationalen Musikwelt Karriere und wohnen alle rund um den Röntgenplatz im Industriequartier. Aysun, Anna und Rebecca, die rappenden «Rönggi-Girls», eröffnen das diesjährige Röntgenplatzfest.
Direkt vom Pfannenstiel in die Zürcher Innenstadt heruntergestiegen, spielt das «Pfannestil Chammer Sexdeet» am Freitagabend auf dem Röntgenplatz. Pressestimmen zur Gruppe, die zu dritt auftritt und sich deshalb logischerweise als Sexdeet bezeichnet: «Sie sind die unbestrittenen Meister des höheren Blödsinns und der leisen Zwischentöne» (Der Landbote), «Das Pfannestil Chammer Sexdeet gräbt mit kleinen Liedern grosse metaphysische Löcher» (Der Bund), «Schwere Fragen und federleichte Antworten» (Zuger Presse), «Ein eigener Stil, der–Pfannenstil„ eben.» (Basellandschaftliche Zeitung). Auf dem Röntgeplatz präsentiert das Trio, das im vergangenen Jahr mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet wurde, sein Programm «Kandis». Die «Pfannen-Mannen» versprechen dem Publikum «ein reines Zuckerschlecken«, intelligente Mundartlieder in schlüpfrigen Arrangements und kein bisschen Saccharin weit und breit, eine dichte Kette glänzender Songkristalle – schräg, witzig und berührend zugleich. Wer weiss, was alles passieren kann, wenn der Pfannestiel von der Goldküste mitten nach Züri 5 verschoben wird?
Die Cowboys aus dem Wilden Westen sind arg angegraut, die Cowboys aus Leningrad gehören ins letzte Jahrhundert, die Zukunft gehört den Kavbojci aus der Prekmurie. (Für alle die im Geographieunterricht geschlafen haben: Die Prekmurie ist das Dreiländereck Österreich, Ungarn, Slowenien). Die Bandmitglieder wohnen alle in Zürich und Basel, kommen aus ganz Europa und haben ihre grössten Fans in der Prekmurie: Dieser Landstrich hinter den sieben Bergen hat bei der Entstehung des Sextetts (diesmal sinds wirklich sechs) eine entscheidende Rolle gespielt. Als lose Musikgruppe reisten sie im Frühjahr 2002 nach Slowenien, zum 80. Geburtstag der Grossmutter Medjimorec, der Ahnin des Bassisten und des Saxisten. Der Auftritt gefiel nicht nur der bejahrten Jubilarin sondern auch dem jungen Publikum, das die Band sogleich zu einem Gig in Maribor schleifte. Auch dort tobte die Zuhörerinnenschaft vor Begeisterung und die Kavbojci gingen auf Tournee durch die Prekmurie und danach auch durch die Schweiz und Frankreich.
Jetzt kommts zum prekmurischen Rodeo auf dem Röntgenplatz, zum Showdown von Balkanmusik kombiniert mit Funk- und Latinelementen auf der Bühne mitten im Industriequartier.
Unsere Jugendorganisation im Kreis 5 hat sich wieder einmal so einiges einfallen lassen, um ein volles Unterhaltungsprogramm für Kinder und Jugendliche zu bieten.
Am Samstagnachmittag gehören der ganze Platz sowie die angrenzenden Strassen den Youngsters. Auch dieses Jahr werden ein Streetballturnier und viele andere Attraktionen für Kids und Jugendliche organisiert. Die junge Generation erobert erstmals auch am Abend die Bühne: Die «Rönggi-Girls», die Zürcher Rappstars der Zukunft, eröffnen am Freitagabend das Röntgenplatzfest, damit der Platz auch dieses Jahr ins Vibrieren kommt.
Samstag, 23. Aug. 13.00-17.30
Streetsoccer-Turnier (ab 13.00)
Tatooshop
Bars für Kids und Jugendliche
Organisiert und betreut durch: OJA Kreis 5, Sihlquai 131, Postfach 1612, 8031 Zürich, www.oja.ch
In Split (Kroatien) geboren. Abitur, Australien, 1978 Schweiz. Hier Putzfrau, Büglerin, Heimarbeiterin. Verheiratet, drei Kinder. Schreibt seit 1972: Gedichte und Kurzprosa erscheinen in kroatischen Zeitungen. Dann Texte in deutscher Sprache, publiziert in Literaturzeitschriften und Anthologien. 1988 Rückkehr nach Kroatien. Gründung der Zeitung "Glas Kastela"; journalistische Arbeiten. 1991 nach Ausbruch des Krieges Flucht mit den Kindern in die Schweiz. Reinigungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit über den Krieg in Ex-Jugoslawien. Neben den Büchern auch Theaterstück "Ein Stück Sauberkeit" (aufgeführt in München und verschiedenen Schweizer Städten). Zahlreiche beeindruckende Lesungen, Interviews und Fernsehauftritte. Erhält 1994 den Münchner Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis. Lebt in St.Gallen.
zwei sprachen
ich habe zwei sprachen
und eine zunge
das ist vielbesser als eine sprache
mit zwei zungen
so kann ich zwei mal sagen
zug ist schon abgefahren
so haltet der zug in mir länger
Halbliebesgedicht
Stumm kommt der Tag an der Tür.
kirchenturm hat Uhr verloren
jezt
ist nie wieder
aber Du wirdst alt
es ist schön alt werden
sagte jemand.
was ruft Dich in mir
ausser sehnsucht nach
Ewigkeit
(aus "Halbgedichte einer Gastfrau" 1986)
Diese Kurkapelle wurde noch vor dem Fall der Mauer in Berlin gegründet. Sie bezeichnet sich selbst als soziales und musikalisches Experiment. Sie spielt revolutionäre Hymnen aus Ost, West, Süd und Nord, und elektrifiziert Arbeiterkampflieder. Höchste Zeit, dass diese Band auf dem Röntgenplatz auftritt, auf dem Platz mitten im linksten Quartier im roten Zürich, auf der Bühne in dem Stadtteil, in dem der Sozialismus und die Sozialdemokratie an jedem Abstimmungssonntag schweizweit die besten Resultate erzielen.
Aus Berlin Ost, Prenzlauer Berg, eingeflogen nach Zürich West, Industriequartier: die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, mit ihrem Repertoire mit Bearbeitungen von Arbeiterliedern, Werken von
Eisler/Weill, Theater- und Filmmusiken, Jazz, Blasmusik, Schlager, Oper, und elektrisch verstärkten revolutionären Hymnen. Völker, hört die Signale, auf zum Röntgenplatzfest. Die Bolschewistische Kurkapelle besingt das Menschenrecht!
Eine ureigene Mischung – geprägt von den musikalischen Erfahrungen der MusikerInnen und dem marokkanisch-multikulturellen Background Samir Essahbis. Raï, Reggae, Chaabi, Gnawa, die Rhytmen aus dem ganzen arabischen Raum, aus Schwarzafrika, den beiden Amerikas, der Karibik und Europa vermischen sich mit exotischen und trotzdem eingängigen Melodien zwischen der arabischen Vierteltonmusik und westlichen Ohrwürmern. Wenn die Gruppe Raï-X in ihren Kompositionen die unterschiedlichen
musikalischen Welten der zehn Musiker aus Marokko, USA und der Schweiz einbringt, entwickelt sie den vor zwanzig Jahren in der marokkanischen Stadt Oujda entstandenen Raï weiter; es entsteht ein kräftiger Sound mit starken Rhythmen und melodiösem arabischen Gesang, eine Musik, die in die Beine fährt.
Der Phoenix aus dem Aschenbecher von Roundabaouts, Rosebud, Osmosis und Scuba Divers landet auf dem Röntgenplatz: Fingerpoke, die Band, die sagt, sie sei jetzt eine richtige Band und von manchen bereits als Zürcher Kultband bezeichnet wird. Ihre Stücke reichen von rohem Raketen-Blues über Quetschkommoden-Rock'n'Roll, schüttelige Gitarrengebilde und flatternde Dunkelheit bis hin zu schwebenden kleinen Erzählungen. Fingerpoke jongliert mit der englischen Sprache und lässt dabei Stimmungsbilder entstehen. Dass sie ihre Musik- und Literaturgeschichte intus haben, beweisen sie mit mit echten und
verbogenen Zitaten. Mit ihrem neuen Album «Sparkler» tourten sie in den vergangenen Monaten
über kleinere und grössere Bühnen in der Schweiz. Am frühen Sonntagmorgen bringen sie die Nacht auf dem Röntgeplatz zum Funkeln. Aberschosicher!